Steingarten – Steine soweit das Auge reicht, bin ich nun Steinreich?

Gemäss der Definition auf Wikipedia wird ein Steingarten als eine Gartenanlage bezeichnet, die durch die intensive Verwendung von Steinen und Kies Pflanzen der Gebirgsflora oder trockenheitsresistente Pflanzen beherbergt. Die Steine dienen dabei als Substrat für die angepasste Vegetation.

Wie aber um "himmelswillen" gelangen so viele Steine in mein kleines Gärtchen? Mein Zuhause liegt weder auf einer Gebirgsterrasse noch in einem Bergdorf. Auch wenn hier sicherlich vor vielen tausenden Jahren einmal Gebirge und Gletscher waren, sind dies doch heute nur noch sanft geformte Hügelzüge, grün und voller Lebenssaft - voller Lebenskraft!

Nun, mit Schaufel und Spaten bin ich dir (glaube ich jedenfalls) auch nicht begegnet! Ausgegraben habe ich sie also nicht. Zum Glück, weisst du! Das wäre doch ein riesiger "Chrampf" gewesen!

Woher stammen sie dann? Wie ich einleitend in den Zeilen und Gedanken zu meinem Gärtchen geschrieben habe, gibt es manchmal äussere Einflüsse wie etwa das Mysterium des Lebens. In meinem Fall waren es Lastwagen der Transportfirma Vida Misteriosa, die mit Steinen, Kies und Geröll beladen waren und so in mein Leben bzw. in mein Gärtchen gelangten. Anstelle von Pfeffer brachten sie Aufgaben, die in Form und Gestalt von Steinen und Geröll verpackt waren. Der Haken an der Geschichte: Die Lastwagen standen Schlange wie in einem Recyclinghof.
Warst du schon einmal Samstags im Öki- Hof? Das ist unser Entsorgungshof/ Recyclinghof um die Ecke. «Da geit de Post ab - i säge dirs!»
Mein Gärtchen glich also eine Zeit lang einer einzigen Geröllhalde; kein Stein blieb auf dem anderen! Jedes Mal, wenn ich mühsam und mühselig wieder etwas Ordnung in dieses Chaos brachte, kippte sogleich die nächste Lawine mit Geröll über mich.
Nun rollen noch die letzten Steine, der letzte Lastwagen hat seine Fracht abgeladen, und ich muss sagen: Diese Fracht hatte es wirklich noch einmal in sich. Nichts für schwache Nerven.

Gut, dass ich weiss, dass unsere Nerven anatomisch gesehen bis zum Mond und zurück reichen! Mir werden also hoffentlich die letzten Monate und die dazugehörigen Aufgaben (und meine Lebensjahre, bin ja schon eine Weile auf dieser Erde Gast) zugutekommen – schliesslich habe ich seither einiges dazugelernt.

Mein Gärtchen ist nun für dich geöffneten, ich habe etwas Ordnung geschaffen. Kann und will dir hier aber nicht versprechen, dass du ein aufgeräumtes, ordentliches und strukturiertes Bild zu sehen bekommst. Vielleicht spürst du die Kräfte noch, die hier gewirkt haben und wirken. Steine, die einander geschliffen haben, neue Strukturen, die dadurch entstanden sind oder ganz einfach, Haufen mit Steinen, für die ich noch keinen Platz gefunden haben. Du mögest es mir bitte verzeihen!

Was du als erstes zu sehen bekommst, sind Steinmandli. Sie sind für mich zu wichtigen Wegbegleitern geworden, besonders in den vergangenen, herausfordernden Monaten. Zahlreiche Steine wurden mir unfreiwillig zur Verfügung gestellt, doch sie haben sich als wertvolle Führer erwiesen. Trotz aller Turbulenzen sorgen sie dafür, dass man den eigenen Lebenspfad nicht verlässt und sich nicht auf Irrwege begibt. Das bedeutet nicht, dass es im Leben nicht auch Abzweigungen, Umwege oder Abkürzungen braucht und gibt – diese sind ebenso unerlässlich, um wertvolle Erkenntnisse und Erlebnisse im Lebensrucksack zu sammeln. Die Steinmandli sind also meine Wegweiser, mein Nordstern und innerer Kompass, die mir als Orientierungshilfe dienen.

"Nicht alle Steine können wir fortschaffen, nicht alle Widrigkeiten aus dem Weg räumen, aber vieles können wir mit unserer Liebe erträglicher machen" (Unbekannt)

Aus diesem Nährboden, einem speziell angepassten Substrat für diese Vegetation, erblühen und spriessen neue Pflänzchen der Erkenntnis. Sie haben es trotz aller Widrigkeiten, Unsicherheiten und inneren und äusseren Einflüsse geschafft. Sie haben eingesteckt, wurden immer und immer wieder verschüttet. Doch das beeindruckte sie nicht – sie haben sich durchgekämpft.

Immer dem Licht, immer der Sonne entgegen!

Sie sind denn noch, sehr zart und zerbrechlich, diese Pflänzchen, deren Wurzeln noch nicht allzu tief geschlagen haben. Es sind Pflänzchen der inneren Stärke, der Robustheit, der inneren Sicherheit und des Vertrauens – an diesem Ort der Verbundenheit spriessen sie ganz klar, ganz echt und ganz natürlich.

Und ich – bevor ich dir hier weiter erzähle, was es sonst noch alles zu entdecken gibt, geniesse ich die Ruhe. In aller Ruhe begutachte und bestaune ich die neuen Pflänzchen und heisse dich ganz herzlich willkommen in meinem kleinen Gärtchen, in meinem Leben

Ein spezieller Herzensgruss geht an dich, lieber Urban! Du hast nicht nur ein liebevolles Auge für all die natürlichen und einfachen Dinge im Leben und verwandelst sie auf ganz natürliche und selbstlose Weise in Besonderheiten – in Einzigartigkeiten. Nein, du besitzt auch die Fähigkeit, in die Tiefe meines Gärtchens zu blicken, die Stärken zu erkennen und mich gegebenenfalls anzustossen. Du bringst sozusagen im richtigen Moment einen Stein ins Rollen, der auf fruchtbaren Boden trifft. Dafür danke ich dir von ganzem Herzen!