Steingarten – Ein Moment wie in Stein gemeisselt

In meinem kleinen Gärtchen herrschte an diesen Tagen ein skurriles Treiben. Ich schaute dem «Beindlichrämer» tief in die Augen und erkannte dabei, dass die Liebe stets den Sieg davontragen wird.

Vielleicht denkst du jetzt: «Hä?» Genau das habe ich mir dabei auch gedacht.

Ein Ausflug auf einen sanften Hügel des Emmentals bescherte mir eine komödiantische Begegnung mit diesem «Beindlichrämer» und einen Blick in seine Welt – sozusagen in ein anderes Gärtchen. Diese Ausflüge geniesse ich immer sehr, denn sie animieren mich stets auf humorvolle Weise, mein Leben zu Betrachten und nicht alles so ernst zu nehmen. Es trotz aller "Scheisse" – entschuldige für diesen sehr direkten Ausdruck –, die mir in meinem Leben widerfahren ist oder die sich auf den grossen Weltbühne abspielt, doch stets immer an das Gute zu glauben. Es zeigte mir, dass Humor und Liebe die stärksten Kräfte sind, die uns durch herausfordernde Zeiten tragen. Und in meinem Gärtchen ist Kraft ein allgegenwärtiges Thema. Kraft habe ich gebraucht, Kraft brauche ich, und es wird mich noch einiges an Kraft kosten – mein Gärtchen!

Für jene, die nicht aus dem Emmental sind oder ihre Wurzeln hier haben: Der «Beindlichrämer» ist ein anderes Wort für den Tod. In meiner Erzählung bezieht sich das jedoch nicht auf den physischen Tod von jemandem oder etwas. Falls du also beim Lesen auf falsche Gedanken kommen solltest – damit das gleich von vornherein geklärt ist.

Steine haben einen Bezug zum Tod – damit möchte ich hier aber nicht behaupten, dass Steine tote Materie sind. Sie dienen in diesem Kontext Tod vielmehr als Gedenk- und Erinnerungsstücke.
Beim Schreiben dieses Textes merke ich, wie ich in diesen Stirb-und-Werde-Prozess eintauche. Deep, sehr deep, liebe Andrea!

Dieser Text nimmt jetzt also einen ganz anderen Ausgang, als ich ursprünglich für ihn geplant habe. Aber auch das gehört irgendwie zum Leben – manchmal planst du etwas und das Leben nimmt einfach eine andere Ausfahrt!

Darum lasse ich hier meinen Gedanken, dieser Ausfahrt freien Lauf - freie Fahrt!

Stirb und Werde – das ist nun mal Daily Business! Der ganz normale Wahnsinn eben. Angefangen bei unseren Körperzellen. Täglich gehen Millionen, ja gar 50 Milliarden Zellen zugrunde, die sich aber glücklicherweise in etwa dieser Anzahl wieder erneuern. Was für eine Leistung unser Organismus hier vollbringt! Du kannst dich also ruhig mal bei ihm bedanken! Dein Körper versucht, aus dem, was du ihm täglich gibst – und manchmal ist das wirklich der allergrösste Schrott – an Nahrung, an Emotionen, an Gedanken, das Allerbeste zu machen. Auch in der Pflanzenwelt ist dieser Stirb-und-Werde-Prozess allgegenwärtig: die pure Treibkraft im Frühling, die volle, fast schon hemmungslose Entfaltung im Sommer, das Loslassen und Ablegen des Erdenkleids im Herbst, der Rückzug, die Zentrierung der Säfte zurück zu Mutter Natur im Winter. Auch im Tierreich wirken genau dieselben Kräfte. Das Leben selbst unterliegt diesem Gesetz der Polarität. Ohne Leben kein Sterben, ohne Sterben kein Leben! Oder anders gesagt, du kannst dich im Leben nicht vor Veränderung verschliessen! Leben ist ein ständiger Auf- Um- und Abbau. Wenn du dich dem verschliesst, bedeutet das, dass du einen Zustand in deinem Leben anstrebst und/oder ihn akzeptierst – Leben ist und wird aber niemals ein Zustand sein. So besagt es auch das Hermetische Gesetz. Ich muss dich hier also enttäuschen! Oder vielleicht darf ich dir das Ganze noch etwas konkreter und direkter formulieren: Falls du so denkst, ist dies ein grosser Irrtum, denn du stellst dich damit gegen deine eigene Natur, gegen ein Gesetz, gegen die Schöpfung. Denn das Hermetische Gesetz besagt auch: Stellst du dich gegen eins dieser Gesetze – stellst du dich gegen alle. «Schön blöd, he!»

Somit schwingt der Tod in uns immer ein bisschen mit, ein Teil in mir und ein Teil in dir wird immer ein wenig Tod sein – irgendwie ein wenig gruselig, «findsch nid ou?»

Aber es ist eben die Wahrheit! Somit könnte man auch sagen, dass in jeder Konstante im Leben immer ein wenig Veränderung mitschwingt. Und manchmal schwingt eben extrem viel Veränderung und etwas weniger Sicherheit mit. Das kennst du sicher auch?

Nichts steht still, alles schwingt. Nichts ist so konstant wie die Veränderung. Alles folgt einem Rhythmus, einem Kreislauf – nach dem Aufschwung folgt der Abschwung und umgekehrt. Wie es unsere Jahreszeiten, die Natur wunderbar vorzeigt. «Eifach bitte nid umgekehrt, umgekehrt! Auso zersch Summer, när Frühlig - das git des süsch äs ghörigs Dürenand!»

Dieser Gedanke stimmt mich irgendwie zufrieden, denn nun weiss ich: Wo viel Veränderung ist, da wartet auch wieder Sicherheit auf mich. Wo viel Schmerz ist, dort hat es genauso viel Liebe übrig – für mich und ebenso für dich!

Und genau das wünsche ich dir von ganzem Herzen, falls du es im Leben gerade jetzt etwas schwerer hast: viel Liebe und einen tiefen, unbeschreiblichen Blick in die Augen desjenigen, der dein Herz berührt. Möge dieser Blick voller Wärme und Verbundenheit sein und dir einen unvergesslichen Momente schenken. Du verdienst all das und noch viel mehr!

Danke lieber «Beindlichrämer», dieser Moment bleibt für mich unvergesslich!